Donnerstag, 5. Januar 2012

Ein Zombie hing am Glockenseil

Auf geht's nach Dunwich! In dem kleinen Ort gehen seltsame Dinge von sich und die Toten scheinen sich wieder aus ihren Gräbern zu erheben, seitdem sich der Priester des Ortes, Pater Thomas, an den nächstbesten Baum gehangen hat. Im fernen New York wird das Medium Mary während einer spirituellen Sitzung Zeuge dieser schrecklichen Vorgänge und wird davon so mitgenommen, dass sie noch an Ort und Stelle den Löffel abgibt. Dies ruft den Reporter Peter auf den Plan, denn immerhin stirbt ja nicht immer jemand nach einer Seance. Seinem beruflichen Spürsinn ist es auch zu verdanken, dass Mary aus ihrem Grab gerettet wird, immerhin ist die Dame nicht so mausetot wie zuerst angenommen. Kaum aus der Grube geholt, macht sich die Dame mit dem Journalisten auf den Weg nach Dunwich, auch wenn es gar nicht so einfach ist, die Ortschaft überhaupt zu finden. In dieser gehen immer mehr schreckliche und seltsame Dinge vor sich, welche den Bewohnern an den Nerven zehrt. Zwei davon sind der Psychiater Gerry und seine Patientin Sandra, welche ihren Arzt sehr schwer begreiflich machen kann, dass an all den übersinnlichen Legenden um den Ort doch was dran ist.

Die Crux für den guten Lucio Fulci begann im Jahre 1979, als er den Job für Zombi 2, in Deutschland besser unter dem Namen Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies bekannt, annahm. Der ursprünglich aus dem Komödienfach stammende Regisseur und Autor, der sich über die Jahre in seiner Laufbahn so mancher Sparte annahm, war nach nur einem Film sofort zu einem gefragten Mann für weitere Horrorfilmchen geworden. Verständlich ist es ja, vermengt angesprochener Woodoo doch mit sehr einfachsten Mitteln, dafür aber höchst effektiv und beachtlich das Beste aus altem Zombiemythos mit dem von Romero geschaffenen, neuen Bild der Untoten. Rein atmosphärisch und formell betrachtet, kann man Woodoo sogar noch vor Dawn of the Dead (1978) ansiedeln. Trotz dessen sozialkritischen Untertönen. Welch Ironie, war Woodoo doch überhaupt nur durch Romeros mittleren Teil von dessen Untoten-Saga möglich, da die Italiener (wie so oft) ein Stück vom Erfolg abhaben wollten.

Der Zombie wurde für die nächsten Jahre zu einem kleinen Fluch für Fulci, auch wenn er ihn in Fankreisen schnell zu gewissem Ruhm der bis in die heutige Zeit währt, verhalf. Aber: der Mann war auf allerblutigste Splatterkost reduziert, man erwartete (in späteren Jahren) weitere Goreeskapaden. Dabei wird und wurde vergessen, dass Fulci eben nicht nur der "Godfather of Gore" ist und auch andere Talente vorzuweisen hat. So kann man - bis vielleicht auf Murder Rock (1984) - sämtliche Gialli des Mannes als wirklich sehr schöne (und teils sogar herausragende) Beiträge zu diesem Genre bezeichnen. Begeben wir uns aber wieder auf den modrigen Pfad der wandelnden Leichen und somit ins Jahr 1980. Zusammen mit Dardano Sacchetti entsann Fulci eine weitere Geschichte um tote Menschen, die es nicht mehr in ihrem Grab hält. Doch trotz des Zombies im Titel, so kann man Ein Zombie hing am Glockenseil wie auch den ein Jahr später entstandene Über dem Jenseits (1981) nur bedingt als richtigen und reinrassigen Zombiefilm nennen.

Dies liegt vor allen daran, dass der Hintergrund der Geschichte zum Glockenseil einen stark übernatürlichen Charakter hat, was viele Zombiefilme damals wie heute einfach nicht bieten. Diese sind durch irgendwelche Epidemien, hervorgerufen durch irgendwelche unbekannte Viren, einen etwas realistischeren Kontext eingebettet und lassen jeglichen Anflug von Phantastik vermissen. Hier erhängt sich ein Geistlicher, der damit das Unheil heraufbeschwört. Der Ort: Dunwich, das laut Geschichte angeblich altertümliche Salem, einer Stadt der Hexen. In dieser sollen sich, laut einem Buch mit dem Namen Enoch, die Tore zur Hölle öffnen, wenn ein Priester selbst etwas nachhilft bei seinem Tode. Die Toten sollen aus ihren Gräbern steigern, jedenfalls wenn dann auch noch Allerseelen ist. Ganz zufällig steht der Tag im Film natürlich kurz bevor, was die ganze Brisanz an der Sache noch verschlimmert. Dank des großen Einfluss Romeros lassen sich viele von ihm inspirierte Regisseure in späteren Jahren sowie dieser auch selbst ja nie so viel Zeit bei der Erschaffung einer Hintergrundgeschichte. Was natürlich ebenfalls seinen Reiz hat.

Der Kenner wird hier nun ohnehin schon etwas aufgehorcht haben. Eventuell hat man den Ortsnamen willkürlich genannt oder fühlte sich etwas von einem allseits bekannten Autoren der Phantastik inspiriert. Das rein fiktive Örtchen Dunwich ist immerhin desöfteren Schauplatz für die Geschichten von H. P. Lovecraft gewesen. Immerhin war bei diesem Dunwich teils auch Schauplatz für seinen Cthulhu-Mythos. Und laut Hintergrundgeschichte, erbauten bei Lovecraft Siedler aus der Stadt Salem das Dorf. Möglicherweise war Fulci ja doch ein Freund von Lovecraft's Geschichten, da ein gewisser Einfluss derer auch bei Das Haus an der Friedhofsmauer (1982) zu finden ist. Natürlich streift Fulci bei Ein Zombie hing am Glockenseil nicht die Klasse des verschrobenen Schriftstellern. Aber auch er schafft es in den besten Momenten des Films, eine absolut dichte, alptraumhafte Atmosphäre zu schaffen.

Wobei es bei dieser dann auch wieder etwas hapert und auch dafür verantwortlich ist, dass der im italienischen betitelte Paura nella città dei morti viventi im Vergleich zu den anderen Werken Fulcis aus dessen Splatterphase ein klein wenig abfällt. Man bemüht sich eine konstant starke Atmosphäre aufzubauen, welche allerdings durch die Geschichte des Films immer wieder Schwankungen unterworfen ist. Diese ist ausschlaggebend für dieses Gefälle, ist sie doch zu stark auf den Fokus einzelner Szenen aus. Der rote Faden der Story ist mehr als dünn, auch wenn er die einzenen Szenen dennoch zusammen halten kann. Man hangelt sich eben von Ereignis zu Ereignis, wechselt sich von Schreckensmoment zur Suche von Peter und Mary nach Dunwich ab. Es kommt da schon zu kleinen Ermüdungserscheinungen innerhalb des Films. Dann schafft es Fulci in manchen Momenten aber dennoch, den Zuschauer wieder in seinen Bann zu schlagen. Er schickt den Zuschauer förmlich auf eine irreale Reise in das Grauen. Ihm und Sacchetti gehen an manchen Stellen des Buchs dann aber die Ideen aus, manches erscheint wie Füllwerk, möchte die Story nicht wirklich voranbringen.

Man sollte sich, was die Handlung angeht, zudem nicht gerade Wert auf logische Zusammenhänge legen. Schnell bleibt die Logik außen vor. Bei Fulci scheint alles möglich zu sein, was auch gar nicht weit hergeholt ist. Ein Zombie hing am Glockenseil wohnt eine ungemein faszinierende Surrealität inne, der man sich nicht entziehen kann. Raum und Zeit lösen sich auf, jedenfalls innerhalb der Ortsgrenzen von Dunwich. Plötzlich erscheint der tote Vater Thomas, löst sich urplötzlich aber wieder in Luft auf. Die Untoten tun es ihm gleich, scheinen eher modrige Schreckgespenster zu sein, als richtige Zombies, die auch schon damals vom Romeros neuer Prägung dieser beeinflusst waren. Der Schrecken, die immer neuen Horrorvisionen, welche der Italiener in seinem Film heraufbeschwört, sind dabei noch mit die interessantesten Vorgänge in der Geschichte. Zu lange hält er sich an anderer Stelle dabei auf, Peter und Mary endlich nach Dunwich gelangen zu lassen. Diese sind die etwas sympathischeren Figuren, Fulci stellt seine hier ohnehin recht blassen Charaktere kaum großartig weiter vor. Der Journalist und das Medium kommen am besten Weg, scheinen sich mehr Menschlichkeit bewahrt zu haben.

Denn weder zum sehr kühl agierenden Carlos de Mejo als Gerry noch zur Genrefilm-erprobten und eigentlich sonst auch sehr sympathisch erscheinenden Janet Agren kann man kaum einen Zugang finden. Der sehr pragmatisch daherkommende Gerry als bis zuletzt an den übernatürlichen Vorgängen Zweifelnder ist in dieser charakteristik sogar ein klein wenig zu aufgesetzt bzw. zu stark gezeichnet. Zudem verschenkt Fulci einen herrlich irre in der Gegend rumglotzenden Giovanni Lombardo Radice als bei der Dorfgefolgschaft nicht gerade beliebten Bob, welcher durch einen aufgebrachten Vater ein sehr unschönes Schicksal erfährt. Dieser Charakter scheint nur für seine Sterbeszene erdacht worden zu sein, hätte allerdings duch die leicht psychothischen Züge, die er mit sich bringt, sicher für den ein oder anderen schönen Moment sorgen können. Doch diesen gibt es auch so, wenn zum Beispiel mit der Kamera durch die dunklen, nebligen Straßen des Ortes gefahren wird. Hier wird ein Anflug von Atmosphäre wirklich deutlich und auch mehr spürbar. Diese wird teilweise durch selbstzweckhafte Splatterszenen zerstört, auch wenn Ein Zombie hing am Glockenseil in diesen Belangen einige kleine Highlights vorzuweisen hat.

Unter anderem die Szene, in welcher der untote Pfarrer einem im Auto turtelnden Pärchen erscheint und unter seinem Einfluss die junge Dame dazu bringt, blutige Tränen zu weinen und ihre Eingeweide zu erbrechen. Der ängstliche Liebhaber, der kurz darauf auch Opfer des untoten Treibens wird, ist übrigens Michele Soavi, später u. a. Regisseur des letzten großen (und guten) italienischen Horrorfilms: DellaMorte DellAmore (1993). Drastisch geht Fulci hier vor, steigert den Ekelfaktor in nie erreichten höhen und läßt so den Film an dieser wie auch an anderen Stellen sehr "over the top" erscheinen. Und je mehr die Handlung voranschreitet und wenn es dann auch Peter und Mary endlich nach Dunwich gelangen, steigert sie sich in alptraumhafte Dimensionen. Hierauf baut auch die Stärke des Films auf. Wo, wenn nicht in Träumen, ist ohnehin alles möglich und lässt sich die Logik ausschalten? Wobei dies nicht mal eine hervorgeholte Interpretation des Films ist um diesen in gutes Licht zu rücken. Mitnichten. Größte Stärke von Ein Zombie hing am Glockenseil ist eben seine Art der traumartigen Darstellung der Vorgänge.

Bezeichnend ist hier die Szene, in der Gerry auf die mittlerweile untote Antonella Interlenghi trifft, welche kurz zuvor ihren eigenen Bruder bedroht hat. Anstatt sich dieser zu stellen, ihr wie in vielen Fällen mit roher Gewalt entgegenzukommen bedient er sich eines einfachen, ja fast schon kindlich-naiven Tricks (und das als Doktor!): er schließt die Augen und "wünscht" sie sich, wie eben in einem Traum, einfach weg bis sie tatsächlich nicht mehr da ist. Man hätte sich bei Fulci in diesem Falle gewünscht, dass er teils ebenso zurückhaltender inszeniert. Weniger ist bekanntlich mehr und in Kombination mit dem effektiven Score von Fabio Frizzi gelingt es hier und da wirklich sehr schöne Szenen zu erschaffen. Die von Kameramann Sergio Salvati geschaffenen Bilder strahlen dann eine unheimlich intensive Düsternis aus, die - hätte man eher Wert auf den nicht so stark trendigen Splatter sondern auf den Schreck- und Gruselfaktor gelegt - noch dichter als in den besten Szenen sein können.

Großer Höhepunkt ist hier vor allem das Betreten der Gruft, in welcher der Priester begraben wurde. Hier übertrifft man sich und mit all den Spinnweben, Skeletten und Lichtspielereien streift man sogar am guten alten Gothic-Horror italienischer Schule. Hier erscheint der Film etwas aufgeräumter und kann mit einer sehr schönen und fast schon greifbaren Atmosphäre punkten. Fulci reduziert hier auf das wesentliche und hätte man den Film etwas aufgeräumter gestaltet, so wäre das Endergebnis bei weitem etwas runder und noch besser. Trotzdem schafft er es ja, dass man trotzdem von Ein Zombie hing am Glockenseil in dessen ganz eigentümlichen Bann gezogen wird. Auch wenn der Italiener hier und da vielleicht noch etwas zu viel wollte, teils eventuell auch halbherzig an die Sache heranging. Es ist schon lustig mitanzusehen, wie sehr sich hier wirklich tolle Sequenzen mit nicht ganz so wirkungsvollen abwechseln. In einer der ersteren Gattung zuzurechnenden Szene setzt er das Trauma eines anderen, bekannten Phantastikautoren - nämlich Edgar Allen Poe - wirklich ungeheuer intensiv um. Bekanntlich hatte Poe zeit seines Lebens Angst, lebendig begraben zu werden, was sich auch als wiederkehrendes Motiv in seinen Geschichten wieder findet. Das Erwachen Marys im Sarg und deren realisieren, dass sie lebendig begraben wurde, ist gründlichst ausgearbeitet und klasse inszeniert worden.

Allein hier wird schon deutlich, dass Fulci in seinem Film darauf aus ist, Zustände zu erschaffen und diese einzufangen. Reaktionen heraufzubeschwören. Beim Zuschauer als auch bei seinen Figuren. Diese verdeutlicht er durch die ihm typischen, extremen Zooms auf die Augenpaare dieser. Wobei dies hier ja schon fast überbordend häufig zum Einsatz kommt. Immer wieder fokussiert er auf die Augenpaare seiner Darsteller, fängt somit deren Regungen ein. Diese Art der Inszenierung kratzt auch hier beinahe schon wieder an der Grenze des zuvielen. Es mag sein, dass Fulci hier in der Tat etwas zuviel wollte. Alles, was der Kopf für den Film ersann, auch tatsächlich in diesen unterbringen wollte. Horror auf der Überholspur, der fast ins Schlingern gerät aber trotzdem noch unterhaltsam ist. Es vermag, durch seine Eigenartigkeit weiterhin die Aufmerksamkeit zu halten. Da man es leider durch die Wechselhaftigkeit im Wesen des Films nicht vermag, eine konstante Spannungskurve aufzubauen. Den Bogen bekommt man hier erst am Ende gespannt.

Ein Zombie hing am Glockenseil ist ein Film der krassen Gegensätze. Kruder Horror, der durch seine massiv derben Art trotzdem eine gewisse - wenn auch sehr makabre Art - Poesie mit sich bringt. Und selbst hier schafft es Fulci nicht, seine Abneigung gegenüber der Kirche zu verstecken. Alleine schon der Ausgangspunkt der Geschichte - ein toter Priester der Unheil bringt - lässt hier schon Bände sprechen. Der Zeit seines Lebens der Kirche immer sehr kritisch gegenüberstehende Fulci lässt den Pfarrer meist ohnehin gehängt erscheinen, selten sieht man ihn ohne Strick um den bleichen Hals. Von diesem geht das Grauen aus, erst sein Tod lässt die Toten erheben. Zeigt dies einen gewissen Konflikt des Mannes gegenüber der Institution der Kirche? Der Wunsch nach dem Tod dieser, oder wenigstens der Abschaffung alter Formen wobei hier mit dem Suizid des Priesters auch dargestellt wird, dass ohne Kirche Gottlosigkeit über die Erde kommt. Das Grauen, all die schlechten Dinge aus dieser Welt, eben versuchen sich zu erheben und die Welt mit ihrer Schlechtheit zu überziehen. Bei Fulci geht es hier wie auch in Über dem Jenseits niemals nur um die Rettung weniger vor einer Bedrohung. Dieser als eben auch der angesprochene, spätere Horrorfilm Fulcis nehmen apokalyptische Züge an.

Der Italiener geht dann aber sogar so weit, dass er den Priester durch das Kreuz umkommen lässt. Mit einem heftigen Stoß in den Unterleib, einer gewaltsamen Penetration gleichkommend. Die Kirche tötet sich durch sich selbst? Das schlechte kommt aus dem Inneren? Eine gewisse Symbolik schimmert hier und da durch, lässt Raum für Interpretationen. Fulci kann es eben nicht lassen. Überhaupt die Penetration: der Schnitt des berühmt-berüchtigten Bohrermords lässt diesen wie eine Vergewaltigung erscheinen, immer mit Gegenschnitt auf das Phallussymbol (Bohrer), welches sich immer mehr dem Eindringen nähert. Währenddessen Venantino Venantini als aufgebrachter Vater versucht, den Bohrer gewaltsam in den Kopf seines Opfers einzuführen. Der gewaltsam bemühte Ausdruck im Gesicht läßt solche eine Assoziation zu. Am Ende der Szene: der Minfuck. Das Eindringen des Bohrers in den Schädel. Fulci selbst sagte über die Szene aus, er wolle den im Ort vorherrschenden Faschismus verdeutlichen. Immerhin wird der als etwas anders dargestellte Bob zuerst für die komischen Vorkommnisse in Dunwich verantwortlich gemacht.

Dem Film fehlt zwar die inhaltliche Tiefe, um dieses näher zu beleuchten, doch wie schnell wird - man kennt es aus der realen Welt - der andersartige bzw. nicht dem normalen Wertestand entsprechende Mensch als Sündenbock herangezogen? Es war und ist immer noch so. Ob Bob nun geistig nicht mehr richtig beisammen ist, wissen wir nicht. Oder eben nur ein Mensche mit anderem Lebenswandel, abweichenden Wertevorstellungen. Ein Freigeist? Vielleicht. Sie stellen eine Bedrohung für einige dar und bemerkenswert ist hier, dass die meisten Figuren dadurch sterben, dass ihnen die Schädeldecke samt Gehirn zerquetscht wird. Auch wenn die Figuren ebenfalls keine tiefen Charaktere sind, so fallen diesem Schicksal auch eher die locker auftretenderen anheim. Ist der Film also auch eine Solidarisierung mit den Freigeistern, Querdenkern der Zeit? Fulci galt selbst als so einer. Möglich wäre es, zumal durch diese kurz auftauchenden Elementen eine Bedrohung der Verfechter von eher altem, konservativem Gedankenguts darzustellen versucht wurde.

Trotz seiner inszenatorischen und narrativen Schwächen zum Trotze und all den kurz aufkeimenden, aber ebenfalls nicht in die Tiefe gehenden Symbolismen so ist Ein Zombie hing am Glockenseil eines: eine eben durch seine krude Art äußerst interessante Symbiose aus traditionellem Horror und  ganz tief in das durch und durch blutige, vom Splatter getränkten moderne Horrorkino. Man steht sich in manchen Szenen selbst im Weg, hätte den Film reduzierter machen sollen. Auf das Nötigste beschränkt. In seinen stärksten Momenten, bringt der Film nämlich unheimlich starke und atmosphärisch dichteste Sequenzen hin. Und immer schwingt dieser Hauch von Surrealität mit, der dann wirklich ganz groß ist. Es scheint, als habe Fulci hier für den ebenfalls sehr surrealen, aber formell noch etwas besseren Über dem Jenseits geübt. Aber auch diese Übung kann sich all seiner Schwächen zum Trotz sehen lassen. Denn in seinen wirklich grandiosesten Momenten, da man sich eben dem Wahnwitz des Werkes nicht entziehen kann, ist Ein Zombie hing am Glockenseil nichts anderes wie ein verdammt unbequemer, aber gerade eben so toller, Film gewordener Nachtmahr.
Share: