Montag, 18. März 2024

God Is A Bullet

Beim Gedanken an Nick Cassavetes, Sohn der Darstellerin Gena Rowlands und von Auteur John Cassavetes, kommt mir zuerst immer Packard Walsh, der von ihm verkörperte Antagonist in Interceptor - einem meiner liebsten 80s-Movies - in den Sinn. Dieser und sein gesamter Mob, zu dem auch B-Film-Kultdarsteller Clint Howard gehört, sind Misfits, Comic-Punks, erster Kajüte; eine einzige Aneinanderreihung von Klischees. Beim zwischen Schauspielern und Regie führen hin und her wechselnden Cassavetes sind das auch die Bösewichter seines aktuellen Films God Is A Bullet. Ein satanistischer Kult, von Kopf bis Fuß tätowiert, mit Drogen handelnd und Kinder für ihre sinistren Machenschaften entführend. Bis sie die Ex-Frau von Cop Bob Hightower töten und seine Tochter Gabi entführen. Die graue Schreibtisch-Polizisten-Maus stößt bei der Suche nach der jungen Frau schnell an ihre Grenzen, bis ihn Post der Aussteigerin Case erreicht, in der sie ihm mitteilt, dass sie recht sicher weiß, wo sich Gabi befinden könnte. Widerwillig lässt der Detective die Begleitung der Ex-Satanistin auf seinem Trip zu, erkennt aber schnell, dass er ohne ihre Hilfe es nicht bis zu Cult-Leader Cyrus, dessen Anhänger und zu seiner Tochter schafft. Zumal Case noch eine Rechnung mit dem Ober-Teufelsanbeter offen hat.

So flach und überschaubar wie das Wüstenland, durch das das ungleiche Paar Bob und Case reisen, mutet God Is A Bullet stellenweise an. Die Adaption des gleichnamigen Romans von Boston Teran, der auf wahre Begebenheiten beruhen soll, brüstet sich gleich zu Beginn mit eben solchen Worten und runzelt die Stirn seines Publikums in tiefe Furchen. Die Kultisten könnten alles sein; umgedrehte Kreuze, schwarzmagische Pentagramme und anderes Klischee-Teufel-Gedöns untermauert optisch das, was in den Dialogen über sie erzählt wird. In diesen lauert derweil ein Detail, dass entweder auch im Original falsch ist oder zumindest nicht korrekt übersetzt worden ist. Die Bande seien "Satanisten des Linken Pfads", was innerhalb des Films wie eine Abspaltung innerhalb des modernen Satanismus klingt. Der sogenannte Left-Hand-Path ist allerdings an sich nur der Überbegriff für religiöse und okkulte Ausrichtungen, die etablierten, "rechten" Glaubensrichtungen (Right-Hand-Path) gegenüberstehen. An sich ist das aber auch egal, denn die Gruppe könnte ob ihrer Austauschbarkeit alles, bis auf wenig glaubhaft, sein. Cassavetes und sein Film bleiben oberflächlich, wo die Thematik viel Platz für Kritik an Glauben und Religion bieten würde. Lieber ackert er Stereotypen ab, bietet unlogische Momente und glotzt mit uns lieber auf die sich entwickelnde, seltsame, interessante Beziehung zwischen Case und Hightower. Dessen Hauptdarsteller Nikolaj Coster-Waldau findet leider spät in seine Rolle, während ihn Partnerin Maika Monroe längst an eine der schmutzigen Wände des Films gespielt und diesen für sich vereinnahmt hat. Ohne sie und den toll gefilmten Hochglanz-Schmutz, welchen God Is A Bullet bietet, wäre das nur Thriller-Mittelmaß. Monroe führt eher den Film und ihren Schauspielpartner als Cassavetes, der mehr Weichensteller für den Handlungsverlauf ist, handwerkt, während er alles weitere seiner Hauptdarstellerin überlässt. Es scheint, als rühre alle Spannung des Films aus Monroes Fähigkeit, dem Filmpaar Untertöne zu schenken, die der eigentliche Regisseur nicht treffen kann. Punkten tut dieser erst wieder beim ultrabrutalen Finale und seinem langsam auslaufenden Epilog. Etwas straffer, wäre God Is A Bullet noch packender, bleibt aber trotzdem ein über weite Strecken spannender, wenn auch phrasendreschender Thriller. Den Mängeln zum Trotz bleibt Cassavetes (und sein Film) gut, aber Kollege Schrader bleibt Hardcore.

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Freitag, 15. März 2024

Retro Puppetmaster

Den Blick rückwärts gewandt, volle Fahrt zurück in die Vergangenheit; alles retro! Auch in der Puppetmaster-Reihe machte man Ende der 90er den Schritt nach hinten. Während man im direkten Vorgänger Curse of the Puppemaster (hier besprochen) eine halbwegs neue Geschichte mit ebenso neuen Figuren erzählte, begab man sich ein Jahr später lieber wieder auf halbwegs bekannte Pfade und widmete sich dem bisherigen Meister der Puppen, André Toulon. Dieser erzählt seinen Schöpfungen sowie dem Publikum, wie er zu dem Mann wurde, um den sich Reihe zu ihren Anfängen drehte. Als junger Puppenspieler macht er im Paris um die Jahrhundertwende die Bekanntschaft mit einem ägyptischen Zauberer, der dem Dämonen Sutek das Geheimnis des Lebens entwendet hat. Auf der Flucht vor Suteks Handlangern gibt er dieses vor seinem Tod an Toulon weiter. Als dessen Puppenspielerkollegen von den Schergen des Dämonen umgebracht werden, belebt er mit Hilfe des Geheimnis und der Seelen der Toten seine Puppen um Rache zu üben.

Je weiter man in der Reihe voranschreitet, desto mehr Abstriche muss man machen. Das beginnt bei Retro Puppetmaster alleine und leider mit dem sterilen Look seiner digitalen Fotografie. So richtig Atmosphäre mag nicht aufkommen, während man den den im sechsten Teil beschrittenen Weg, sich an der Narrative klassischer Phantastik zu orientieren, weiter verfolgt. Das bedeutet, dass man viel Geduld mitbringen muss und durch den Film im übelsten Falle lernt, wie lange sich achtzig Minuten anfühlen können. Bedauerlicherweise erkennt man, dass eigentlich der Wille, aber kein größeres Budget da war. Die Ausstattung ist trotz der beschränkten Gelder nicht so übel und die Vorgänger der allseits bekannten Puppenschar sind mit ihrem grob beschaffenen Aussehen nicht schlecht anzusehen. Nur die Geschichte schafft es einfach nicht, aus den Puschen zu kommen. Es fehlt ein finaler Impact um komplett zu überzeugen. So spult man eine überraschungsarme, vorhersehbare Story ab, die in einzelnen Szenen nette Einfälle präsentiert, im Gesamten aber nur bedingt überzeugen kann. Retro Puppetmaster erschöpft leider schnell die Geduld seines Publikums, obwohl nicht alles falsch, aber doch weniges richtig bzw. überzeugend gemacht wird. Anscheinend durch sein überschaubares Budget kommt dazu der nächste Schnitzer in der Lore des Films. Die Erklärung, dass Toulon das Geheimnis des Lebens während eines Aufenthalts in Ägypten erhalten hat, was in einer kleinen Rückblende im zweiten Teil zu sehen ist, wird zu Gunsten des günstiger reproduzierbaren Schauplatz Paris fallen gelassen. Es sind Diskrepanzen, an die man sich über die Zeit eben gewöhnt. Letztendlich ist's eben Band'sches Gesetz.


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Freitag, 8. März 2024

Curse of the Puppetmaster

Anscheinend hatte man nach dem missglückten Puppet Master V auch bei Full Moon selbst gemerkt, dass es mit der Reihe so nicht weitergehen kann. Man ließ vom jährlichen Produktionsrhythmus ab und vier Jahre gingen ins Land, bis Curse of the Puppetmaster veröffentlicht wurde, der mit dem, was bis dahin in der Reihe geschah, bricht. Es wehte der Hauch eines Neuanfangs durch die Reihe. André Toulon wurde (erstmal) in Rente geschickt und dem Publikum mit Dr. Magrew ein neuer über die Puppen bestimmender Meister präsentiert. Dieser betreibt ein Puppenkabinett und verfolgt in seiner abgeschiedenen Heimstatt, inspiriert durch die lebendigen Stars seiner Schau, nebenher und bisher unbemerkt, die Schaffung einer neuen Spezies. Behilflich soll ihm dabei der bisher als Tankwart arbeitende, schüchterne Robert sein, der ein großes Talent fürs Schnitzen mit sich bringt und für den alten Herren neue Puppen schaffen soll. Wie sehr ihn Magrew tatsächlich in seine Pläne einbeziehen möchte, merkt der junge Kerl, der eine Liebelei mit dessen frisch von der Uni heimgekehrten Tochter Jane anfängt, viel zu spät.

Hinter den Kulissen kehrte dafür der bereits beim dritten Teil die Strippen ziehende David DeCoteau auf den Regiestuhl zurück um die Neuausrichtung der Puppetmaster-Reihe umzusetzen. Einen harten Schnitt vollzog man im sechsten Teil bedingt. Mehr verschob man die Ausrichtung und so orientiert man sich in diesem Film noch mehr am klassischen Horrorfilm. Soll heißen, dass das Publikum langsam und bedächtig an die zunächst so unbekannten Charaktere herangeführt wird und man bemüht ist, ihnen und ihrer Geschichte Raum zu geben. Frei von Klischee ist das nicht und in einigen Sequenzen regiert das, was man heute so gerne mit cringe umschreibt. Das die Puppen trotz Präsenz auf dem Bildschirm in der Geschichte in den Hintergrund rücken, zeigt das Problem der Reihe, welches sie durch ihre bisherige erzählerische Haltung selbst mit aufgebaut hat. Die menschlichen Figuren sind egal, nur Mittel zum Zweck, Spielzeug für das Spielzeug, um diesem Gründe für seine Handlungen zu geben. Das nun Melodramatik, welche mit dem klassischer Horror verhaftet ist, ein Grundzug sein soll, ist löblich und keine schlechte Idee. Umgesetzt ist das nur öfter hölzern und ungelenk. Mehr Sorgfalt - auch im Bezug auf die Tricktechnik - hätte Curse of the Puppetmaster gutgetan. Richtig mies ist das - mit Blick auf den Vorgänger - nicht wirklich. Auf der Sollseite steht dem Film die gewollte Ernsthaftigkeit ganz gut. Zumal das Ende des Films so abrupt wie konsequent ist und auf Rührseligkeiten verzichtet. Das mag eine seltsame, aber nicht ungeeignete Entscheidung sein, die zu einer kruden, nicht uninteressanten Filmerfahrung führt.



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Mittwoch, 6. März 2024

Puppet Master V

Es ist Neunzehnvierundneunzich, Charles Band scheffelt mit Puppen Zaster und bräunt sich - vielleicht auch in der Südsee - allein durch den Erfolg der Puppetmaster-Serie sicher recht häufig in warmen Gefilden den Wanst. In besagtem Jahr erblickte nämlich der fünfte Teil der Puppen-Saga das Licht der Videotheken-Welt und zauberte den Fans nach erster Vorfreude auf ein neues Abenteuer mit Blade und Co. das freudige Lächeln schnell aus dem Gesicht. An den Vorgänger direkt anknüpfend, gibt es für das Publikum ein Wiedersehen mit Wissenschaftler Rick und Dämon Sutek. Ersterer befindet sich nach den Ereignissen im vierten Eintrag der Reihe in Polizeigewahrsam und wird für die ermittelnden Beamten durch seine wenig glaubhaften Aussagen zum Hauptverdächtigen, während letzterer keine Ruhe gibt und weiter dem Geheimnis um Toulons lebende Puppen nachjagt und mit Eyad einen neuen Dämonen in die menschliche Welt schickt, um dieses für ihn zu Beschaffen. Neu im Game dabei ist Ricks Arbeitgeber, der diesen unter Kaution aus der U-Haft holt und drei angeheuerte, finstere Gesellen ins Bodega Bay Inn entsendet, um nach den Puppen zu suchen. Dieses wird für alle drei Parteien erneut zum Point of Interest und Treffpunkt, in dem sich erwartungsgemäß auch der Showdown abspielt.

Ursprünglich sollte aus Teil vier und fünf ein Film zusammengeschnitten werden und vielleicht hätte man besser daran getan, diesen Plan so umzusetzen. Da man lieber an einen durch die Fanschar ausgelösten, warmen Geldregen dachte, separierte man das vorhandene Material und obwohl dadurch viel bekanntes in Puppet Master V zu finden ist, geht einem der Spaß an dem im Film gebotenen ziemlich schnell ab. Am zuvor noch so angenehmen höheren Erzähltempo fehlt es völlig. Beinahe wirkt es so, als hätten Burr und sein Team die vorhandene Energie komplett in das gesteckt, was zu Puppetmaster IV wurde. Diese gefühlte zusammengetackerte Ausschussware, die nun als Teil 5 bekannt ist, wirkt saft- und kraftlos. Es fehlt an neuen Impulsen, weitere Ideen; repetitiv schleicht die Geschichte in an sich knackigen, aber endlos lang anfühlenden 75 Minuten dem Ende entgegen. Selbst der Charme der Puppen mag da nichts dagegen ausrichten. Zusammen mit diesen schleichen auf der einen Seite Rick, die von dessen Arbeitgeber beauftragten Typen, die mit ihrer dusseligen Art Three Stooges-Feeling aufkommen lassen und Dämon Eyad durch die Hotelräume. Spannung ist Fehlanzeige. Dieses entzündete Feuer der Lethargie ist mit dem zu vergleichen, was Christian Keßler mal Krauchfilm nannte; nur das hier als Zuschauerin und Zuschauer mehr verzweifelt als vergnügt dem Ende entgegen kraucht.


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Montag, 4. März 2024

Puppetmaster IV

Was beim Durchackern der Puppetmaster-Reihe immer mal wieder negativ auffällt, ist die Inkohärenz innerhalb der Gesamtgeschichte. Erst 2003 hat man mit Puppet Master: The Legacy, einer Art Best-of-Zusammenschnitt mit Szenen aus den vorangegangenen Teilen, zusammengehalten von einer eilig heruntergekurbelten Rahmenstory, leidlich versucht, etwas Ordnung in diese zu bringen. Bestehende Logiklücken und falsche Jahresangaben konnten damit trotzdem nicht ausgemerzt werden. Den Grund hierfür merkt man schon beim vierten Teil. Im Vorfeld hat man sich über eine stimmige Lore einfach nie Gedanken gemacht und zu dieser fix noch etwas dazu gedichtet. Ungeachtet dessen, ob das zu den zuvor veröffentlichten Werken passen mag. Nachdem man die Puppen und André Toulon in Teil drei im Kampf gegen Nazis auf die Seite der Guten umziehen ließ, behielt man dies bei Teil Vier bei, aber springt wieder in die Gegenwart und kehrt ins Bodega Bay Inn zurück. Dort hat sich der junge Wissenschaftler Rick als Hausmeister eingenistet, um für eine Firma an der Schaffung künstlicher Intelligenz zu arbeiten. Darin wird er von seinen zu Besuch kommenden Freunden unterbrochen, welche bei einem Streifzug durch das Hotel auf Toulons Schöpfungen stoßen. Beflügelt von der Entdeckung, will Rick hinter das Geheimnis der lebendigen Puppen kommen. Gleichzeitig trachtet der Dämon Sutek, dem Toulon augenscheinlich jenes Wissen entrissen hat, nach eben jenem und entsendet Kreaturen in die menschliche Welt, um es zurückzuholen. Wieder einmal wird die Herberge Schauplatz zu einem Kampf um Leben und Tod.

Unter der Fuchtel vom leider im letzten Jahr verstorbenen Jeff Burr entstanden, führen Charles Band und seine Kumpanen in Puppetmaster IV mit dem Dämonen Sutek und dessen lebendigen Totems Fantasy-Elemente ein, welche sich glücklicherweise nicht als Fremdkörper erweisen. Diese bringen eher eine Art Frische mit sich; Abwechslung in einem sonst eher mit traditionellen Versatzstücken des Genres arbeitenden Film. Die in der Reihe sich längst etablierte Gratwanderung zwischen klassischem, angestaubten Grusel und modernerem Horror glückt durch die zugegeben erhöhten Cheesiness und einem flotteren Tempo. Sympathisch naiv bleibt es weiter; Leerlauf kommt wenig und immer dann auf, wenn die Story sich mehr auf die Figuren aus Fleisch und Blut konzentriert. Das diese vergessenswert und austauschbar sind, offenbart sich hier und in den späteren Sequels zu offensichtlich. Die Stars sind und bleiben eindeutig die namensgebenden Puppen; was für die folgenden Fortsetzungen narrativ zu einem merklich schmerzlichen Problem wird. Wenn die Puppen zum Finale hin in Frankenstein-Manier einem kleinen Spielzeug-Kumpel Leben einhauchen, ist das schlicht einfach nett anzuschauen. Bei Puppetmaster IV ist die Full Moon-Welt noch weitgehend in Ordnung. Low Budget ist das natürlich weiterhin, sichtlich aber weit entfernt von dem Ultra-Billigheimer-Ansatz, den Band einige Jahre später verfolgen mochte. Es sollte aber auch gesagt sein, dass dieser Film der letzte der Reihe ist, bei dem sowas wie Spaß aufkommt, weil er eben noch genug Charme besitzt, um merkliche Schwächen in der Figurenzeichnung oder Narrative abzumildern.  

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Samstag, 24. Februar 2024

Todesmarsch der Bestien

Bis auf die komödiantischen Vertreter ist der Italowestern mit seinem nihilistisch angehauchten Weltbild kein großer Quell der Lebensfreude. Als das Genre seinen Zenit schon etwas überschritten hatte, setzte man auf der iberischen Halbinsel noch einen drauf. Dort zimmerte man mit Todesmarsch der Bestien nicht nur einen eher seltenen Vertreter des Schneewesterns zusammen, sondern versprühte in Verbindung mit diesem Setting allertrübste Untergangsstimmung. In den Fokus der Geschichte rückte man sieben, zuletzt in einer Goldmine schuftende Schwerverbrecher, die in Begleitung von Sergeant Brown sowie dessen Tochter Sarah nach Fort Green geschafft werden sollen. Mitten in der Wildnis wird der Treck von nach Gold gierenden Banditen überfallen. Mit der Tatsache konfrontiert, dass das begehrte Edelmetall anders als üblich nicht anzufinden ist, massakriert die Bande kurzerhand, bis auf den in Zivil reisenden Brown, jeden der mitreisenden Soldaten. Zusammen mit der holden Frucht seiner Lenden und den aneinander geketteten Sträflingen muss sich Brown nun durch die unwirtliche Landschaft kämpfen. Als der schlecht gelaunte Pulk an Verbrechern spitz bekommt, dass der Transport doch Gold geladen hatte, dieses aber zur Tarnung zu ihren Ketten verarbeitet wurde, bricht die Hölle los.

Anders als gewöhnlich ist dieser Ort der Verdammnis nicht analog zur Wohnstatt des Leibhaftigen eine siedend heiße Wüstengegend. Die Schauplätze sind überwiegend in weiß, der Farbe der Unschuld, gekleidet. Was ein großer Kontrast zum Großteil der auftretenden Figuren, deren niederen Triebe anspringen, als Freiheit und Reichtum winken, ist. Für Menschlichkeit ist merklich kein Platz. Um die austauschbaren Verurteilten weht nicht nur ein Hauch klirrender Kälte; es tobt ein Sturm des Nihilismus. Einen Raum der Ruhe lässt der Film seinem Publikum selten. Der zur Zeit der Entstehung bestens mit dem Genre vertraute Regisseur Joaquin Luis Romero Marchent nutzt die Umgebung als Stimmungsgeber; seine handwerkliche Grobschlächtigkeit verstärkt diese tatsächlich. Die Kamera klebt indessen an den Darstellern, Totalen werden nur dann eingesetzt, um mit Blick auf das endlos weiße Land die Ausweglosigkeit der von ihnen gespielten Charaktere zu unterstreichen. Momente der Hoffnung, Lichtblicke in einer hell leuchtenden und gleichzeitig düsteren Szenerie, gibt es selten. Auch die Liebesgeschichte zwischen Sarah und einem der Häftlinge ist - man ahnt es früh - zum Sterben verdammt. Todesmarsch der Bestien erzählt keine tief gehende Geschichte. Der dünne Plot bietet Potenzial, das dem mühsam inszenierenden Marchent aber entgleitet. Die finstere Atmosphäre mancher italienischer Western wird gedoppelt und verdreifacht, angereichert mit ultrablutigen, einfach getricksten Szenen, was Anfang der 90er zur Beschlagnahme führte und spätestens dann Gore-Bauern auf dieses simple Westernstück aufmerksam werden ließ. Zwar ist der Film durch seine Atmosphäre nicht bar jeglicher Faszination, doch man stößt sich mehr unliebsam an seinen Ecken und Kanten, als das man sich an diesen erfreut. Außerdem ist die deutsche (Video-)Synchronisation durch den spartanischen und heruntergeschraubten M&E-Track, trotz bekannter Stimmen, ein Ärgernis. Nett ist hingegen, das der markante Robert Hundar, bürgerlich Claudio Undari, der eher ein Abonnement auf Nebenrollen besaß und der unvergessliche Satyr mit Riesenlümmel in Alfonso Brescias Space-Fickerei Die Bestie aus dem Weltenraum war, hier in der Hauptrolle zu sehen ist.

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Mittwoch, 21. Februar 2024

Puppetmaster 3

Getreu der Redensart, dass man das Eisen schmieden muss, solange es heiß ist, vergingen zwischen dem zweiten und dritten Teil der für Full Moon sehr ertragreichen Puppetmaster-Reihe gerade mal zwölf Monate. Mit Puppetmaster 3 erreichte diese ihren Höhepunkt und füllte den mythologischen Hohlkörper des Franchise endlich etwas aus; auch wenn man mit der Zeitlinie innerhalb der Lore schlampig umgeht und das, was man mit diesem Sequel erzählt, zeitlich nicht mit den im Prolog des ersten Teils gezeigten Begebenheiten zusammenpasst. In diesem nimmt sich Toulon auf seiner Flucht vor Nazi-Kollaborateuren im Jahr 1939 das Leben, während Teil drei in Berlin im Jahr 1941 spielt und einen äußerst lebendigen Puppenspieler präsentiert, der sich in seinen Aufführungen über Hitler lustig macht. Wenig erpicht davon, nimmt ein Nazi-Leutnant, welcher im Publikum einer Vorstellung Toulons sitzt, diesen genauer unter die Lupe und stößt auf das Geheimnis von dessen lebendig wirkenden Puppen. Als er seinem Vorgesetzten Major Kraus und dem Arzt Dr. Hess, die an einer Experimentreihe arbeiten, um tote Soldaten für den Einsatz an der Front wiederzubeleben, davon berichtet, veranlassen diese eine Durchsuchung von Toulons Räumlichkeiten. Dort kommt es zur Eskalation: Kraus erschießt Elsa, die Gattin des Puppenmachers, lässt diesen zur Befragung abführen und geht doch leer aus, da dem Künstler mit Hilfe seiner Puppen die Flucht gelingt und Rache an den Nazi-Schergen nimmt.

Zusammen mit seinem direkten Vorgänger war der dritte Puppetmaster-Film mein erster Berührungspunkt mit der Serie, als diese vor mehr als zwanzig Jahren, zu Beginn meiner erblühenden Horrorleidenschaft, im Privatfernsehen liefen und ich alles, was nur annähernd mit dem Genre zu tun hatte, auf Video aufnahm. Tatsächlich funktioniert dieser Part der Saga für mich insofern heute noch am Besten, da er sich des Prinzips bad things turning good bedient und es sich denkbar einfach macht und seinem Helden und dessen Helferlein fieses Nazi-Pack als Antagonisten gegenüberstellt. Wenn Tunneler, Leech Woman, Pinhead, Jester, Blade und der hier neu dazugekommene Cowboy Six-Shooter den braunen Mob massakrieren, ist es nicht nur wegen der eigenen politischen Einstellung eine Freude. Bei Full Moon hatte man sich Anno 1991 längst eingegroovt, das geringe Budget wurde erneut sehr gut kaschiert und Vielfilmer David DeCoteau - welcher diesmal auf dem Regiestuhl platz nahm - hatte einen guten Tag erwischt und setzte das aufgeräumte Skript zu einem kurzweiligen Gimmick-Horrorfilm um. Überraschungen darf man keine erwarten und irgendwie spürt man während des Films bereits, dass man hier bereits hätte Schluss machen können. Charles Band melkte die Kuh bekanntlich noch länger. Was Puppetmaster 3 angeht, so bleibt er bis heute so sehenswert, weil zum einen die Puppen in der Heldenrolle sehr gut funktionieren (immerhin sind sie in den Sequels ohnehin Dreh- und Angelpunkt) und zum anderen der Umstand, weil man sich immer so fühlt, als würde man einen gefilmten Comic-Strip erleben. Um es mit dem einer Aussage des von mir sehr geschätzten Patrick Lohmeier vom Bahnhofskino-Podcast auf den Punkt zu bringen: da war die Reihe eben noch cool.



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